Steht
die Jagd heutzutage eher unter gesellschaftlichem Rechtfertigungsdruck,
ist dieses Jagdbuch ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, die Jagd als
Kunst zu betrachten, die mit Ausdauer erlernt und eingeübt werden muss.
Untergliedert ist das Buch in Dialogform mit dem allegorischen König
Modus hierzu in zwei Hauptteile: über die Jagd mit Hunden und über die
mit Falken. Die 56 prächtigen Miniaturen illustrieren den Grundgedanken,
dass die Jagd eine wahre Kunst ist, die sich sehr realistisch der Natur
an sich nähern muss. Ein vergleichbarer Realismus ist auf keinem Gebiet
zeitgenössischer Literatur zu finden. Obwohl die Miniaturen ihrem Zweck
entsprechend nüchtern und auf das Wesentliche reduziert sind, stecken
sie doch voller Dynamik und vermitteln die Kraft, die hinter dem Jagen
steht. Zugleich erhält der Betrachter einen Einblick in das prunkvolle
Leben des burgundischen Adels, allen voran Philipps des Guten
(1396–1467), des Herzogs von Burgund und großzügigen Mäzens flämischer
Buchmaler.
Jagdbuch des Königs Modus
Das Jagdbuch
des Königs Modus – so lautet der Titel eines Werkes, das 1370 von Henri
de Ferrières, einem Kenner der Kunst und Praxis der Jagd, konzipiert
wurde. Der normannische Adlige, der als alter Mann das Schwert gegen die Feder eintauschte, verfasste die erste Abhandlung über die Jagd in französischer Sprache, die seitdem mehrfach kopiert wurde. Man nimmt an, dass dieses Manuskript für Philip den Guten
angefertigt wurde, den dritten der großen Herzöge von Burgund, der ein
Königreich errichtete, das reicher und mächtiger war als jedes andere in
Europa.
Wer war König Modus?
Der Autor wollte die
Autorität seines Textes unterstreichen und gleichzeitig die
Aufmerksamkeit der Leser fesseln. Deshalb gestaltete er das Werk nach Art der griechischen Philosophen als Dialog zwischen einem Schüler und seinem Lehrer, die sich über den Beruf des Jägers unterhalten. Der Lehrer wird in diesem Fall durch die allegorische Figur des Königs Modus verkörpert.
56 Lebendige Miniaturen
Die Miniaturen der Handschrift, die 1455 in Burgund hergestellt wurde,
verdienen eine besondere Erwähnung. Ihr reicher Goldschmuck soll nicht
nur die Anweisungen des Textes illustrieren, sondern auch den prunkvollen Lebensstil des Adels
verherrlichen. Sie faszinieren durch eine gewisse Lebendigkeit, die
gekonnte Darstellung von Tieren und die Authentizität der luxuriösen
Gewänder. Die enge Verbindung zur Natur war von den Buchmalern
beabsichtigt, die bei ihren Darstellungen großen Wert auf Authentizität
legten. Das Buch zeigt somit den Höhepunkt der flämischen Kunst in einem Werk, das für einen Fürsten des Hochadels angefertigt wurde.
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