Das
Briçonnet-Stundenbuch entstand ca. 1485 in Tours und zählt zu den
schönsten Werken der französischen Renaissance. Die 25 ganzseitige
Miniaturen von höchster Qualität aus der meisterhaften Hand des
berühmten Jean Poyer wirken wie Tafelbilder. Die Kunst Poyers zeichnet
sich durch satte Farben und akribische Pinselstriche aus, die einzelne
Gesichtszüge und Details von Kleidungsstücken, Architekturen und
Landschaftsmerkmalen detailverliebt wiedergeben. Drei französische
Könige und ihre Gemahlinnen haben im Laufe von vierzig Jahren Arbeiten
bei Poyer in Auftrag gegeben. Der Auftraggeber dieses Stundenbuchs ist
vermutlich Guillaume Briçonnet, der zum Kardinal aufstieg und unter
König Karl VIII. als Finanzminister diente.
Briçonnet-Stundenbuch
Dieses beeindruckende Stundenbuch ist die erste Handschrift, die dem Meister-Illustrator Jean Poyer, einem der größten Künstler der französischen Renaissance, zugeschrieben wird. Hergestellt in Tours um 1485, ist sie mit 25 ganzseitigen Miniaturen von höchster Qualität. Obwohl sich ihr Auftraggeber nicht mehr mit Sicherheit bestimmen lässt, handelt es sich wahrscheinlich um Guillaume Briçonnet
(1445-1514), ein Mitglied des französischen Königshofs, das zwei
Königen diente. Unabhängig davon, wer das Werk in Auftrag gegeben hat,
sind seine Seiten mit überwältigenden Farben und Miniaturen
gefüllt, die sowohl in ihrer künstlerischen Qualität als auch in ihrem
Realismus an Tafelbilder erinnern.
Im Dienste dreier französischer Könige
Obwohl
seine genauen Lebensdaten nicht bekannt sind, war Jean Poyer mit
Sicherheit von 1465 bis 1503 in Tours tätig und wurde mit großen
Kunstwerken für drei Könige von Frankreich und ihre Königinnen
beauftragt: Ludwig XI. (reg. 1461-83), Karl VIII. (reg. 1483-98) und Ludwig XII.
(reg. 1498-1515). Abgesehen davon, dass er Maler war, plante Poyer auch
verschiedene Feste, Spektakel, Umzüge und sogar königliche
Beerdigungen. Anna von der Bretagne (1477-1514) war die königliche Gemahlin von Karl VIII. und Ludwig XII. und erhielt eines von Poyers prächtigsten Werke, das Große Stundenbuch der Anna von der Bretagne.
Es ähnelt stilistisch dem vorliegenden Werk mit den ganzseitigen
Miniaturen in Goldrahmen und einer unglaublich reichen Farbpalette. Auch
wenn sein genaues Todesjahr nicht bekannt ist, setzte sich der Einfluss
Jean Poyers noch nach seinem Tod fort. Nachdem seine Werkstatt
zusammengebrochen war, weigerten sich einige Mitarbeiter, in die
Werkstatt seines Rivalen in Tours, Jean Bourdichon, einzusteigen, und zogen stattdessen nach Paris, wo sie in einem "Pseudo-Poyer"-Stil weiterarbeiteten. Der Meister der Claude de France ist der einzige Maler, der als wahrer künstlerischer Erbe Poyers angesehen wird.
Wunderbar und geheimnisvoll
Die
ganzseitigen Miniaturen dieser Handschrift sind in ihrer Qualität mit
zeitgenössischen Tafelbildern vergleichbar und darüber hinaus bewusst
mit Trompe-l'oeil-Dekorrahmen ausgestattet, was einzigartig ist. Ihre prächtigen Farbpaletten und ihr Blattgold überwältigen die Sinne, während die
Darstellung von Gesichtszügen und menschlichen Figuren, Kleidern und
Architekturen, Innenräumen und Landschaften vorbildlich ist.
Das Werk ignoriert die typische Struktur eines Stundenbuchs, um den
Schwerpunkt auf die Kunst zu legen - diese Handschrift scheint eher als
Schaustück denn als praktisches religiöses Andachtsbuch in Auftrag
gegeben worden zu sein. Nichtsdestotrotz bleibt der vermutlich sehr
wohlhabende und kultivierte Auftraggeber unbekannt, was für ein Werk von
solcher Schönheit von einem derart berühmten Meister selten ist. Ein kleines Wappen in einer "C"-Initiale auf fol. 10v gehört der Familie Briçonnet,
und es wird vermutet, dass Guillaume Briçonnet, ein französischer
Minister, der zu dieser Zeit Bischof gewesen war, das Buch als Geschenk
an seine Frau in Auftrag gegeben haben könnte. Es bleibt jedoch dabei:
Mit Sicherheit lässt sich nicht mehr sagen, wer der Auftraggeber war.